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Familie auf Zeit

Tansania, Iringa. Zeit! Was ist sie für uns? Sie begegnet uns/mir überall in ihren unterschiedlichsten Erscheinungen. Nun bin ich schon wieder mehr als eine Woche an diesem Ort. In Iringa. Mitten in Tansania, vor den Toren des größten Nationalparks dieses gigantischen Landes, aber auch gleichzeitig jener mit den wenigsten Besuchern. Weil er halt so abgelegen liegt. Eine ganze Tagesfahrt von Dodoma, Dar es Salam oder der Grenze zu Malawi.

Man könnte sagen ich sitze fest.
Doch nicht im Schlamm, im Sand oder bei der Durchquerung eines der anderen Hindernisse die man so bei einer Afrikadurchquerung erwartet. Ich habe lediglich meinen Hinterreifen kaputt gefahren. Ein neuer ist hier einfach nicht zu bekommen. Gwyn und Ryan sind mittlerweile wieder in Dar es Salam und tuen dort ihr bestes. Sie gehen von Händler zu Händler. Winken quasi mit den Dollarnoten. Doch die benötigte Dimension ist einfach nicht auf zu treiben. Das kostet viel Zeit. Da ist sie wieder, die Zeit. Ich versuche auch alles mögliche hier im Ort. Wenn dann auch diese Händler  ihre Kontakte in Dar bemühen nimmt das wieder viel, ja, Zeit in Anspruch.
In der Zwischen"Zeit" bin ich immer bei Neema Crafts beschäftigt. Die Familie Hart, welche diese Einrichtung ins Leben gerufen hat und nun schon seit 7 Jahren leitet, wird in den nächsten Tagen wieder für 6 Monate nach England, ihre eigentliche Heimat, zurück reisen um dort viele der handgefertigten Artikel an den Mann zu bringen und die Werbetrommel zu rühren. Überall wird schon Material für den Transport vorbereitet. Am Wochenende gibt es auch noch einen Basar in der örtlichen griechischen Kirche, so dass ich einige Stunden damit verbringe Schnittmuster für Kinderkleider anzufertigen. Das hätte ich mir auch nicht als eine meiner Tätigkeiten in Afrika vorgestellt. So vergehen die Tage wie im Flug.

Der Kontakt zu den Angestellten in der Werkstatt und dem Restaurant wird immer familiärer und oft sitzen wir noch nach Feierabend zusammen und verfolgen die Weltmeisterschaft in Südafrika per Projektion im Versammlungssaal.

Gwyn und Ryan haben in Dar mittlerweile namens Tredcon Trentyre ausfindig gemacht, welcher versuchen möchte aus Südafrika per Luftfracht einen Reifen zu importieren - einen Michelin Sirac zum stolzen Abholpreis von US$ 300. Aber mit bleibt nichts anderes übrig. Wartezeit 5-10 Tage (APT - African People Time). Aber OK. Mir gefällt es hier ja!

Zwischenzeitlich bin ich vom Hotel an der Universität in den Garten der Familie Hart umgezogen. Im Zelt schlafe ich allerdings nur 2 mal, da es dann doch ein Bett für mich im Haus gibt und ich so auch keine nächtlichen Attacken von Lucy, dem lieben aber extrem übermütigem Wachhund, befürchten muss. Von nun an werde ich morgens öfter Klavierspielen geweckt. Auch wenn es die Mondscheinsonate ist, kann ich mir nicht viele angenehmere Arten vorstellen, einen Tag zu beginnen.