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Die Quelle des Blauen Niels

200 Kilometer in 4 Stunden. Schlechte Straßen? Nein, wunderbar glatt geteerte Straßen. Wir wollen einfach nur die alten Reifen der Jungs schonen. Bei einem Tempo von selten mehr als 50 Stundenkilometern werden die Reifen halt nicht so sehr belastet. Und so schaffen wir es dann auch mit nur einer Reifenpanne bis nach Bahir Dar. Unterwegs treffen wir noch am Camp der "Tour de Africe" vorbei. 52 Radfahrer auf ihrer 4 Monate langen Tour von Kairo nach Kapstadt. Die armen Jungs und Mädels müssen in den nächsten Tagen noch richtig Höhenmeter erstrampeln.

In Bahir Dar treffen wir Yorde. Sie ist eine begeisterte Couchsurferin. Seit 4 Jahren nimmt sie schon Gäste aus aller Herren Länder in dem Haus ihrer Familie auf. Jeden Monate hat sie ein paar Gäste. Es freut sie besonders das wir nun die ersten motorisierten Couchsurfer sind, die den Weg zu ihr gefunden haben. Sie betreibt auf dem Grundstück ihrer Familie ein kleines Weinhaus in dem sie lokale köstlichkeiten wie Traubenwein, Mangowein, Dattelwein und andere herstellt und in einem kleinen Gastraum sowie angeschlossenem Garten ausschenkt. Die nächsten 3 Nächte schlafen wir in dem Gastraum und mein Motorrad darf auch geschützt zwischen den Hütten übernachten. Nach einigem suchen und verhandeln finden wir dann auch einen Satz bezahlbare Reifen für den Landcruiser der Jungs. Das aufziehen der neuen "Pellen" erweist sich dann als Schwerstarbeit, so das wir uns entscheiden das dann doch ein paar Jungs von der Tankstelle zu überlassen. Bahir Dar liegt am Lake Tana, der Quelle des Blauen Niels und gleichzeitig ein wunderbarer Spot um eine einzigartige Tier und Pflanzenwelt zu erkunden. Man kann einfach in einem der bunten Cafes am Seeufer sitzen und den Lauf der Dinge beobachten. Es sind nicht all zu viele weiße Touristen unterwegs und in den Nächten tönt aus jeder "Kneipe" laute Musik. Es läßt sich wunderbar mit den Einheimischen feiern und zum Glück versuchen nicht all zu viele Jungs uns ihre "Schwester zu verkaufen".

Weiter geht's. Auf den kommenden Kilometern befinden wir uns auf einer der wichtigsten Verbindungsstraßen in Ethiopien. Dem entsprechende gut ausgebaut ist die Straße auf den nächsten 500 Kilometern. Immer wieder windet sich das schwarze Asphaltband an Berghängen in die Höhe, um schließlich auf 3000 Metern Höhe über ein Hochplato zu führen. Auch hier, wie überall in diesem Land, leben viele Menschen. Kaum hält man an, kommen Kinder aus allen Richtungen angelaufen. Da auf dieser Strecke relativ oft Touristen unterwegs sind, wird auch um so intersiver gebettelt. Erstaunlicher weise bekommen wir aber in unserem Nachtlager auf einem Feld am Wegesrand diese Nacht keinen Besuch. Am Morgen laufen ein paar Farmer mit ihren Pflügen und Ochsen vorbei und grüßen Freundlich, aber keiner Bettelt. Die nächsten Kilometer führen uns wieder zum Blauen Niel. Im laufe der Jahrtausende hat er hier einen gigantischen Canyon in die Landschaft geschnitten. In atemberaubenden Schleifen fällt die Strße hier über 1000 Meter tief in seine Schlucht herab, um dann auf der anderen Seite direkt wieder in den Himmel aufzusteigen. Für mich und mein Motorrad eine wunderbare Strecke. Kurve hinter Kurve, Kehren, Serpentinen und immer wieder tolle Aussichten. Für den Landcruiser der Jungs aber schwerstarbeit. Alle 4 Solarpanele sind an den Stromkreislauf des elektrischen Kühlers gekoppelt und arbeiten auf Hochtouren. Mir bietet ihr Tempo immer wieder die Gelegenheit anzuhalten, auf sie zu warten und die Aussicht zu genießen.  Die Straße ist weiterhin in bestem Zustand.
Und dann passiert es. Ich wedele gerade durch wunderbare Kurven, als ein dicker, fußballgroßer Stein auf der Strasse liegt. Und natürlich treffe ich ihn punktgenau mit dem Vorderrad. Ich und Miss Mary werden aufs heftigste durchgeschüttelt. Aber ich bleibe oben. Das war ein Knall! Ich stoppe sofort und inspiziere die Maschine. Ergebnis der Aktion: Das Vorderrad wird nun von einer üblen Acht geziert. 1,5 cm wandern die Profilblöcke des Reifens innerhalb einer Umdrehung hin und her. Aber Reifen und Schlauch haben gehalten. Nun habe ich halt ein paar Vibrationen im Lenker bei Geschwindigkeiten jenseits von 60km/h. Aber hat man die nicht immer auf diesen Straßen ;-)

Nächstes Ziel: Addis Ababa.