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Assuan und die Ausreise

Mit der Bürokratie in Ägypten ist das so eine ganz eigene Sache. Immer wenn man denkt "OK! Jetzt habe ich alles gesehen!" schaffen die netten Ägypter doch noch einen neuen Gipfel zu erklimmen. Es hat einen ganzen Tag und 4 verschiedene Anlaufstellen gebraucht um die nötigen Vorraussetzungen zum Erwerb eines Fährtickets zu schaffen. Alle diese Anlaufstellen sind natürlich in ganz Assuan verteilt und befinden sich normalerweise in unmarkierten Wohnhäusern. Zum Glück hatte mir Erik schon in Cairo einen Kontakt zu einem Einheimischen vermittelt, der dann auch mir sowie 3 anderen Fahrzeugen hervorragend geholfen hat.

Nachdem diese Hürde genommen war, hatte ich doch glatt noch einen ganzen Tag zur freien Verfügung in Assuan. Die Gelegenheit noch mal eben ein Paket mit überflüssigen Dingen in die Heimat zu senden. Hätte nicht erwartet, das auch so etwas sich über ein paar Stunden hinziehen kann. Um ein Paket ins Ausland zu senden, muss man mit diesem erst einmal im "Customs-Office" vorstellig werden, wo dann der gesamte Inhalt untersucht wird. Danach wird dann das Paket mit Draht verschnürt und zum Schluss verblombt. Mit diesem Gebilde kann man dann zur Post und versuchen heraus zu finden, welches denn nun der richtige Schalter ist und wie viel der Versand kostet.

Schlussendlich habe ich dann irgend wann hinter den Schalter in einem bequemen Bürosessel gesessen und mehrere Beamte haben sich um mein Paket gekümmert. Erstaunlicher Weise war dann der Expressversand günstiger als Standardversand.

Die Ausreisevormalitäten haben uns dann von ihrer Komplexität auch nicht enttäuscht. Man hatte uns mitgeteilt das wir um 9.00 im Hafen sein sollten.  Waren natürlich überpünktlich. Was aber auch nicht weiterhilft. Immer wieder neue Büros ohne Beschriftungen in versträuten Gängen und Gebäuden, Stempel, Briefmarken als Zahlungdmittel und Schlangen.  Am Schalter zur Ausgabe der Polizeiformulare streckte mir dann auf einmal ein Beamter sein Handy entgegen und gab mir zu verstehen, dass der Anruf für mich seie. Am anderen Ende war dann wieder der hilfreiche Mohamed aus Assuan. Der Beamte war ein Cousin von ihm und hat uns allen dann auch wieder ganz gut unter die Arme gegriffen. Nach mehreren Stunden warten vor der Fähre, durfte ich dann auch um 17.00 Uhr mein Motorrad zwischen unzähligen Kühlschranken auf dem Ponton verstauen. Die Fähre und der Ponton treten getrennt von einander die Reise über den größten von Menschenhand geschaffenen See an und der Ponton soll dann auch erst einen Tag nach uns ankommen.

Die Fähre selber war dann gar nicht so schlimm wie ich es immer in den Erzählungen anderer Reisender gehärt hatte. Zusammen mit mit Alexandra und Jack aus Canada und Rosa und Przemek aus Polen hatte ich ein 2. Klasse Ticket erworben, aber von vornherein geplant nicht unter Deck zu bleiben sondern in der Nähe der Brücke auf Deck Quartier zu beziehen. Wieder fanden wir einen uns wohlgesonnenen Sudanesen, welcher dann kurzerhand alle anderen Reisenden Backbords der Brücke verscheuchte und das Gebiet "abgesperrt". Auf dem restlichen Deck lagen die Menschen, Einheimische sowie andere Reisende aus der ganzen Welt wie die Ölsardinen dicht an dicht. Um das "Sperrgebiet" zu betreten oder zu verlassen mussten wir immer durch die Brücke gehen. Ebenso können nicht-afrikanische Reisende ihr 2. Klasse-Dinner in der 1. Klasse einnehmen. 1. Klasse-Kabinen werden auf der Fähre nur nach vorherige Vorbuchung vergeben und man kommt in den genuss einer Minikabine mit einem Bullauge und einer Hand voll privater mehrbeiniger Mitbewohner. Irgendwie hat das einem so einen kleinen Einblick in die Apartheit vermittelt.

Bei dem Verlassen des Schiffes sind dann aber wieder alle gleich und jeder muss sehen wie er zurande kommt.

Willkommen im Sudan.