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Tansania im Tiefflug

Ein weiterer unterhaltsamer und einfach zu bewältigender Grenzübergang liegt hinter uns. Auf beiden Seiten fanden wir freundliche und hilfsbereite Grenzbeamten. Bei der Erteilung der Visas, 50US$ für uns, 100US$ für Amerikaner ;-) , wurden wir nach unserem Berufen gefragt. Einer nach dem anderen erteilt in völlig ernstem Ton die Antwort: Ryan "Forscher für Luft- und Raumfahrt", Heidi "Prostituierte", Gwyn "Angestellter des Britischen Geheimdienstes" und zu guter letzt ich "Computerhacker". Die Grenzbeamten schreibt alles so niedder - sie spricht sehr gutes Englisch -  verkneift sich aber jeden Kommentar und wir bekommen ohne jegliche Verzögerung unsere Visa.
Direkt nach der Grenze sind wir in einer anderen Welt. Mit der Überquerung des Grenzflusses wandelt sich schlagartig die Landschaft. Sie wird weiter, offener und es siedeln hier bedeutend weniger Menschen. Wir folgen der sehr guten Straße Richtung Dodoma, der Hauptstadt Tansanias. Übernachtet wird einfach ein bisschen Abseits der Straße im Busch.

Die Randgebiete von Dar es Salam sind typisch für afrikanische Gebiete am indischen Ozean. Das Leben nimmt ganz entspannt seinen Lauf und man ist guter Dinge. Man wohnt in kleinen Hütten und Häusern und bestreitet seinen Lebensunterhalt mit Agrarwirtschaft, Fischfang, Handwerk oder hat sich einen kleinen Laden oder Garküche aufgebaut. An jedem Ort sieht man Händler  am Straßenrand Maiskolben grillen oder Pommes garen. Man akzeptiert sich gegenseitig und lebt friedlich miteinander. Wir essen in einer dieser Garküchen zu Mittag -  ich möchte Pommes zu meinem Reis, Bohnen und Gemüse haben. Haben sie nicht! Aber ich könne diese in der Garküche vor ihrer Tür bekommen. Ich hatte doch glatt angenommen, das dies ein Laden wäre und man nur den Grill und die "Friteuse" vor die Tür verbannt hatte. Esse dann aber doch keine Pommes, da der Verkäufer für diese genau so viel haben will, wie die gesamte restliche Mahlzeit zusammen kostet. Den Preis bin ich dann nicht bereit zu zahlen und er lässt sich beim besten Willen nicht herunterhandeln. Die Pommes hätten 1000 tansanianische Schilling kosten sollen. Das sind 0,55€. Ich wäre bereit gewesen 400 tSh zu bezahlen. Man darf gar nicht darüber nachdenken über welche Summen man hier verhandelt.

Zum Frühstück hier in Dar verlassen wir auch die wohl behütete Welt unseres Campingplatzes direkt am Strand. Soll hier doch ein "Spanisches Omlett" im Gegensatz zu den 700 tSh auf der Straße satte 9000tSh kosten. Das wäre dann fast ein Viertel des Tagesbudgets. Camping hingegen kostet nur 6000 tSh. Wo sind den da bitte die Relationen?!

Doch fährt man ins Zentrum fühlt man sich wie in einer ganz anderen Welt. Hohe Häuser, Dichter Verkehr, Straßenlärm und eine bunte Mischung aus Menschen. Nicht nur die erwarteten Schwarzafrikaner. Eben so viele Araber, Inder und Chinesen. Ich glaube neben uns haben ein paar einheimische Peruaner geparkt. Eine Vielfalt von Herkünften bedeutet natürlich auch eine eben so große Vielfalt an Religionen. Christen, Muslime, Hindus und eine schier unüberschaubare Zahl an Religionen der Naturvölker Ostafrikas. Ich habe mal was von 24 dieser in der Region um Dar gehört. Schon morgens in unserem Camp können wir den Ruf des Muhezins zum Gebet hören. Zum Glück in einiger Entfernung, so dass wir nicht direkt bei seinem ersten Ruf aus dem Zelt fallen. Doch all zu lange bleibt man nach Sonnenaufgang eh nicht im Zelt, da es dort doch reichlich warm wird.

Hier in Dar wird sich nun Heidi vom Team trennen, wird sie doch in wenigen Tagen ihre neue Arbeitsstelle in Malaysia antreten. Rechtzeitig machen wir uns mit dem Landcruiser auf den Weg zum Flughafen. Allerdings ohne eine genaue Karte. Nicht ganz unproblematisch in einer Stadt ohne wirkliche Verkehrszeichen. Wie zu erwarten verfahren wir uns auch gehörig und finden erst nach mehrmaligem nachfragen die ungefähre Richtung zum Flughafen. Es wird dunkel. Wir haben es eilig. Plötzlich macht Gwyn eine Vollbremsung. Zum Glück hat er das Hindernis in der Dunkelheit gesehen. Straßenlaternen gibt es hier nicht. Das parkt doch glatt ein Sattelschlepper unmittelbar hinter einer Senke, so das die Scheinwerfer die Situation auch bloss nicht erhellen können - ohne jegliche Absicherung oder Beleuchtung mitten auf unserer Spur. Das hätte ein böses Ende nehmen können. Wir schaffen es dann doch noch rechtzeitig Heidi am Flughafen abzuliefern.

Am nächsten Tag dürfen wir dann direkt wieder zum Flughafen um Gwyns Schwester Bethan und ihren Freund Skip abzuholen. Doch wir haben es in der Zwischenzeit nicht geschafft, unsere am frühen Morgen begonnenen Reparaturen am Landcruiser zu beenden. Somit fahren Gwyn und ich mit meinem Motorrad zum Flughafen. Damit ist man auch viel schneller unterwegs. Zusammen mit Bethan und Skip treffen dann auch unsere lange ersehnten Ersatzteile in Dar ein. Jede Menge Teile für den Landcruiser und für mein Motorrad eine neue Kette und neue Ritzel. Somit verbringe ich dann auch den nächsten Vormittag dann wieder schraubend am Motorrad. Der Ölwechsel muss in Ermangelung von passendem Öl hier noch ein bisschen warten.
Nach 4 Tagen verlassen wir nun wieder Dar und machen uns auf den Weg Richtung Süden. Auch in den nächsten Tagen wird das Tempo relative hoch bleiben, da unsere neuen Begleiter nur einen 10-tägigen Aufenthalt im Land haben. Wir brausen auf perfekten Straßen Richtung Süden und durchqueren Naturparks, grüne Schluchten und das Baobab-Valley, welches seinen Namen zu recht trägt. Habe ich doch schon viele dieser beeindruckenden Bäume gesehen - und ich zähle sie zu meinen Lieblingsbäumen, btw: Frank, was macht dein Baobabsetzling aus Gambia? - ist die Anzahl hier wirklich überwältigend. Nach nur 1,5 Tagen Fahrzeit treffen wir in Iringa ein. Hier wurde vor vielen Jahren eines der ersten SolarAid Projekte gestartet - und es läuft immer noch. Das Projekt ist in den Räumen von Neema Craft angesiedelt, Organisation die hier eine Behindertenwerkstatt, sowie einen Shop für die Erzeugnisse und ein von Taubstummen geführtes Restaurant. Wir bekommen eine Führung durch die Werkstätten und genießen ein "britisches" Mittagessen, brechen dann aber auf um ein Solarprojekt auf dem Weg zum Ruaha Nationalpark zu besichtigen. Gecampt wird wieder einfach irgendwo am Weg in der Wildnis.

Am nächsten Morgen, auf dem Weg zum Nationalpark, passiert es dann mal wieder. Bei einer Geschwindigkeit von kanpp über 50 km/h gerate ich mit dem Vorderrad auf der Piste in feinen Schotter in der Mitte der Spur. Gwyn beschreibt es später so:

"Plötzlich sehen wir eine riesige Staubwolke vor uns. Und nur 2 Sekunden später springt Stephan mit gen Himmel gereckten Armen aus der Wolke hervor. Dies ist immer ein untrügliches Zeichen das ihm nichts passiert ist! Sieht witzig aus einen staubigen Motorradfahrer so rumspringen zu sehen."

Mir geht es wirklich gut. Habe mir nichts getan. Doch beim Sturz hat sich der rechte Koffer gut im Schotter verfangen. Dadurch hat die Maschine eine schöne Pirouette auf der Piste gedreht. Der gesamte Inhalt der rechten Box ist auf der Piste verteilt. Es hat den Boden des rechten Koffers komplett weg gerissen. Jetzt kann man halt so viel man will durch den Deckel reinpacken. Wir nennen es einen "HarryPotterKoffer". OK, kein Problem, einfach alle meine Sachen in den Landcruiser. Oh mein Gott habe ich viele Sachen in den einem Koffer. Das gibt ein absolutes Chaos im Auto!

Am Gate des Nationalparks muss ich mein Motorrad dann zurück lassen. Motorräder sind grundsätzlich nicht erlaubt. Zu laut (?!) und zu gefährlich. Für wenn? Zahlen dürfen wir auch mal wieder nur in Dollar. Wir veranstalten den üblichen Aufstand. Was soll das mit den Dollars eigentlich?! Und dann soll es endlich in den Park gehen. Doch der Kühler am Landcruiser ist undicht. Wir können das Problem beheben. Müssen dafür allerdings den gesamten Kühler ausbauen. Der ganze Prozess dauert 2,5 Stunden. Dann kann es endlich weitergehen. Netter Weise stellen die Ranger unsere Tickets erst zu diesem späten Zeitpunkt aus, so dass wir noch den gesamten folgenden Tag im Park verbringen dürfen. Doch jetzt geht die Sonne schon unter, das heißt das wir direkt zu den gemieteten Bandas, in diesem Fall Kreisförmige Metallhütten, fahren müssen, da das herumfahren im Park nach Einbruch der Dunkelheit nicht erlaubt ist. Auf dem Weg zu den Hütten sehen wir dann aber sogar noch eine Elefantenherde, eine Hyäne und eine Giraffe. Später, während wir Abendessen kochen, schleicht dann auch noch ein Elefant um die Hütten. Schon etwas einschüchternd. Was macht man, wenn man dann Nachts mal kurz auf die Toilette muss. Wo sind denn dann die Elefanten?!

Der folgende Tag wird faszinierend. Den ganzen Tag fahren wir im Parkt umher. Über 200 Kilometer im Park. Wir sehen alle mögliche Tiere. Viele, viele Giraffen, Affen, Antilopen, Nilpferde, Krokodile, Elefanten und eine richtige Elefantenparade mit Jungtieren, unzählige Vögel. Leider bekommen wir keine großen Katzen vor die Linsen, aber es ist einfach atemberaubend diese vielen wilden Tiere zu sehen. Nach einem langen Tag im Parkt, Wahnsinn wie erschöpft man nach so einem Tag ist, verlassen wir erst mit einer halben Stunde Verspätung den Park. Aber kein Problem! Die Ranger sind weiterhin sehr freundlich. Wir fahren nur noch ein paar Kilometer bevor wir wieder unser Lager aufschlagen. Diese Nacht schlafe auch ich, zusammen mit Gwyn und Ryan, in einem Dachzelt. Hier in der Gegend sind viele Elefanten unterwegs, und da ist so ein Dachzelt doch sicherer als ein normales Zelt. Dies wird dann wohl das letzte mal sein, das ich mit den Jungs ein Zelt teile.