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Ugandas wilder Westen

Die Strasse auf dem Weg Richtung Westen aus Kampala ist erst vielversprechend im Vergleich zu denen in der Hauptstadt Ugandas. Die Strassen im Stadtgebiet gehören sicherlich zu den schlechtesten im Land. Doch nun sind wir wieder auf dem Weg und wie schon gesagt guter Dinge. Doch nach wenigen Kilometern verwandelt sich die gute Strasse in eine Baustrasse. Entweder ist es eine Lehmpiste oder es wurde gerade fertig geteert. Das heißt es befinden sich Unmengen von Rollsplit auf der Fahrbahn sowie alle 100 Meter ein Speedbumper der wirklich jeden Raser ausbremst. Die Bumper sind so ausgelegt, das sie eigentlich nur im ersten Gang zu nehmen sind, es sei den man möchte sein Fahrwerk unbedingt zerstören. Es sind 300 Kilometer bis nach Fort Portal. Doch bei dem Tempo keine Chance diese heute zu schaffen, zumal wir auch mal wieder erst sehr spät losgefahren sind. Gwyn und ich hatten in Kampala noch die Yellow Card für unsere Fahrzeuge besorgt. Das ist eine Versiherung die in großen Teilen von Afrika gültig ist. Da im Versicherunsbüro nur ein Formular vorrätig war hatte ich gleich noch die Zeit meinen Luftfilter an einer Tankstelle zu waschen und neu ein zu ölen.

Also wir schaffen die Tagesetappe wie schon gesagt nicht und müssen uns einen Schlafplatz suchen. Wir Kurven einfach so ein bisshen über ein paar Feldwege auf der Suche nach einem einigermaßen ebenen Stück Land als uns ein Einheimischer anbietet uns nur nächsten Schule zu bringen. Sein Bruder ist dort Lehrer und wir dürfen bestimmt dort campen. Später kommt dann auch noch der Headmaster und der "Dorfpolizist" vorbei. Dieser scheint ziemlich grimmig drein, aber es ist alles OK. Wir dürfen bleiben. Zum Glück sind gerade Ferien, sonst wären wohl noch mehr Kinder hier ;-)

In Fort Portal treffen wir mal wieder einen Couchsurfer. Wie es sich herausstellt ist dieser Priester, leitet ein Waisenhaus und betreibt nebenher auch noch ein Bushcamp. Mit den Einnahmen des Camps wird das Waisenhaus unterstützt. Er lädt uns ein im Camp zu übernachten. Die letzten Meter zum Camp geht es über einen Feldweg steil Berg auf. In solchen Passagen ist es für mich immer wichtig nicht stehen zu bleiben. Auf dem rutschigen Untergrund - es hat dazu noch ein bisschen geregnet - ist ein erneutes Anfahren mit meinem Gepäck so gut wie unmöglich. Wäre nicht das erste mal das ich um die Kupplung nicht all zu hart rannehmen zu müssen die Maschine erst wieder rückwärts den Hang hinunter befördern muss. Nachdem die Jungs (und das Mädel) die Steigung im Landcruiser gemeißtert haben, düse ich also recht zügig mit Mrs. Mary den Hang rauf. Oben angekommen werden wir von 2 Amerikanern begrüßt. Keine Touristen, Volunteers die hier für ein paar Wochen aushelfen und auch so lange im Camp wohnen. Einer der beiden meint begeistert, er habe erst gedacht da käme gerade Ewan McGregor den Hang raufgedüst. Das geht runter wie Öl! Wer wird nicht gerne mit einem Weltstar verglichen, auch wenn die Jungs auf ihren Reisen immer mit einer großen Crew und wenig Zeit im Gepäck unterwegs waren.

In nur wenigen Minuten Fußmarsch vom Camp befindet sich ein wunderbarer(Krater-)See in dem wir natürlich erst mal ein ausgedehntes Bad nehmen. Und solange man sich im Wasser aufhält stört auch der Regen und der ein oder andere Mosquito nicht. Zum Abendessen werden wir dann noch von Bosco zu sich nach Hause eingeladen. Die beiden Amerikaner haben in den letzten Tagen versucht die Auffahrt zum Camp etwas befahrbarer zum machen und sind nun auch mit von der Partie. Nach ihrer schweren körperlichen Arbeit haben die beiden wohl mächtig Hunger. Jeden Falls habe ich schon lange keinen mehr solche Unmengen von Nahrung vertilgen sehen. Einfach unglaublich was die beiden Jungs da weggeputzt haben. Als gäbs kein Morgen mehr.

Der nächste Morgen führt uns weiter Richtung Süden. Zum dritten und letzten Mal überqueren wir auf dieser Reise den Äquator. Natürlich machen wir wieder Stop und schießen Fotos. Doch plötzlicher Regen treibt uns weiter. Nach dem wir den Verbindungskanal zwischen dem Lake George und dem Lake Edward überquert haben biegen wir von der sehr gut geteerten Hauptstraße ab und dürfen mal wieder auf Schotterpisten spielen. Das ganze gepaart mit ein bisschen Regen und wir haben wieder wunderbare Pfützen und kurze Schlammpassagen zu passieren. Das ganze bleibt jedoch recht einfach, so das ich mit hohem Tempo durch die Landschaft rauschen kann. Das macht einfach Spaß. Die Maschine mal richtig gehen lassen, hier und da mal kurz bei einer Bodenwelle abheben. Und das ganze in einer wahnsinns Landschaft. Die Sonne wird bald untergehen und zeichnet mit ihrem Licht wunderschöne Farben. Unser Ziel ist ein Camp im Queen Elizabeth Nationalpark. Irgendwann stehen wir dann vor einem Gate. Die Ranger sagen uns: "Ja dies ist der Weg zum Camp. Aber ihr müßt erst Eintritt zahlen um in den Park zu können. 40 Dollar pro Person und 120 Dollar für den Landcruiser. Wir gar nicht mehr nach dem Preis für mein Motorrad sondern ziehen von dannen. Kurz zuvor hatten wir ein Hinweisschild zu einem anderem Camp gesehen, dem Ishasa Ntungwe River Camp. Wir wollen es dort probieren. Ein schmaler Weg führt von der Piste. Sollen nur 1,5 Kilometer sein. Aber die haben es in sich. Auf einmal stehen wir vor einem Fluß. Der Boden ist fest. Auch auf der anderen Seite, soweit ich sehen kann. Also durch. War dann doch tiefer als gedacht. Müssen so 60 cm gewesen sein. Danach noch ein paar tiefe Schlammlöcher ein bisschen Buschwerk und schließlich kommen wir im Camp an. Ein totales Luxuscamp. Mit tollen Zelthütten mitsamt Badezimmern und Vollpension. Definitiv nicht in unserem Budget. Wir fragen ob wir unsere Zelte aufschlagen dürfen. Und ob es möglich ist etwas zu essen zu bekommen. Nach einigen Diskussionen dürfen wir dann wirklich zelten und sollen das selbe Abendessen wie die Angestellten bekommen. Und das zu einem Spotpreis. Aus dem Essen wird dann überraschender Weise ein 3-Gänge-Dinner. Und wir dürfen das Badezimmer einer der Hütten benutzen - mit richtig heißem Wasser!

Am nächsten Morgen müssen wir auf dem Weg zurück zur Piste dann wieder den Fluß durchqueren. Kein Problem! Nur das der Wasserstand um ca. 20 Zentimeter seit gestern Abend gestiegen ist. Ich fahre also den restlichen Tag mit nassen Füßen durch die Gegend, da das Wasser sich immer gerne in den Stiefeln und Socken ein bisschen hält. Weiter Richtung Süden will das Navi uns über einen riesigen Umweg nach Kabale, der letzten Stadt vor der Grenze führen. Aber die Karten und Tracks4Africa zeigen, das es auch eine direkte Verbindung gibt. Na dann nehmen wir doch diese. Und wieder zeigt sich, das man aus Erfahrung klug wird. Denn ich entdecke etwas später das die direkte Verbindung in dem Material von Tracks4Africa den Hinweiss "Nicht zu empfehlen!" trägt. Und dem ist auch so. Es geht rauf und runter und wir werden richtig durchgeschüttelt. In einem Dorf hält uns dann ein Einheimische an und berichtet uns, das er nicht glaube das wir von hier aus weiter kommen, da ein Stück weiter die Piste durch einen Erdrutsch verschüttet sei. Man arbeite zwar gerade daran sie wieder herzustellen, aber das dauert wohl noch. Na das hört sich doch spannend an. Wir wollen es versuchen. Und zur Begeisterung der Einheimischen schaffen wir es auch sowohl den Landcruiser als auch meine Motorrad durch die Schlammmassen zu navigieren. Die Arbeiter sind sichtlich beeindruckt von unseren Fahrkünsten und von meinem großen Pici-Pici (Motorrad). Die letzten Kilometer nach Kabale sind dann wunderbarster Asphalt. Ich lasse die Maschine durch die Kurven fliegen. Unser Camp schlagen wir für die nächsten 2 Nächte im Bunyonyi Overlander Resort am Lake Bunyoni auf. Ein wunderbar in eine Bergwelt eingebetteter See der auch zugleich noch mit ca. 2.000 Metern tiefe der tiefste See Afrikas ist. Wir dürfen unser Lager auf einem Rasen aufschlagen den man nicht besser auf einem Golfplatz finden könnte. Innerlich bereiten wir uns dann schon mal auf den Abschied von Uganda und den sehr herzlichen Menschen denen wir begegnen durften vor. Morgen geht es dann nach Ruanda.