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Nairobi in schwarz und weiß

Zurück in Nairobi.
Mehr als 2 Wochen sind seit unserem verlassen der kenianischen Hauptstadt vergangen. Genug zeit, das die Probleme an meinem Motorrad behoben sein sollten. Zwischen durch hatte ich mit Kenyi, dem Manager von Yamaha Nairobi, telefoniert und er hatte mir mitgeteilt, das sie den Fehler in meinem Kühlsystem gefunden haben. Der Ventilator denkt nicht mehr daran seinen Dienst zu verrichten. Einen neuen zu bekommen erweißt sich als schwierig. Ich hatte ihn gebeten ihn eine "African Solution" zu machen. Doch leider hat sich gar nichts getan. Die Mechaniker haben gerade mal das Hinterrad ausgebaut. Na super! Ich mache freundlich, aber bestimmt klar, das ich darüber nicht erfreut bin. Kenyi versteht das und treibt dann erst mal seine Arbeiter an. Danach machen wir uns in den umliegenden Gassen, in denen viele Teilehändler zu finden sind, auf die Suche nach einem neuen Lüfter. Leider ohne Erfolg. Was nun? Er schnappt sich eine der rumstehenden 125er Maschinen und schlägt vor zu einer anderen Werkstatt zu fahren. Schlußendlich landen wir in der KTM-Werkstatt von Ian Duncan, mehrfacher Rallyemeister Kenias - sozusagen ein Star. Er hat auch keinen Lüfter der genau passt. Aber wir finden heraus, das in den KTM-Lüfter die selben Motoren verbaut sind wie bei Yamaha. Und er hat einen neuen Lüfter bei dem aber das Gehäuse beschädigt ist. Somit bauen wir aus diesem intakten Motor und meinem alten Gehäuse einen neuen KTM-Yamaha-Lüfter. Nicht ganz billig der Spaß, aber es funktioniert. Kenyi mußte zwischenzeitlich schon wieder zurück ins Büro. Somit gibt es wenigstens einen Teilerfolg an diesem Tag.

Am nächste Morgen wollen wir dann meine Koffer bei Geoffriy abholen. Erst ist nicht da, aber sein Neffe macht uns die Tür auf. Wir wollen meine Sachen nur schnell holen, um die Bremsbeläge aus den Koffern dann direkt in die Werkstatt zu bringen. Beim hochheben der Koffer habe ich dann nur den Deckel in den Hand. OK, sind offen. Aber Moment mal. Ich habe die Koffer dich abgeschlossen bevor wir sie hier zurück gelassen haben. Jemand hat die Koffer aufgebrochen. Ich räume alles aus und muss leider feststellen, das ein paar Sachen fehlen. Meine Bargeldreserven in US-Dollar (200-300 in kleinen Scheinen) und Euro (100 €), meine Anti-Malariatabletten (abgelaufen, da von anderen Travellern), meine Ersatz-Speicherkarten für die Kamera und, was am schwerst wiegt, meine Brille. Alles weg. Wir rufen Geoff an und fahren zu seiner Schule. Er ist bestürzt! Umgehend macht er sich an die Aufklärung. Wie sich später herausstellt, hatte sein Bruder Kollegen von einer entfernten Niederlassnung zu Gast. Und diese konnten wohl die Finger nicht bei sich halten. Auch Geoff und seinen Brüdern fehlen Sachen.
Abends fahren wir noch einmal zu Geoffs Wohnung um mit ihm und seinen Brüdern zu sprechen. Auf dem Weg dorthin sitze ich etwas niedergeschlagen auf dem Rücksitz des Landcruisers und selbe bei halb geöffneten Fenster die aktuellen Nachrichten auf meinem iPhone. Plötzlich langt eine Hand durchs Fenster und greift nach dem Mobiltelefon. Zum Glück halte ich es in beiden Händen und kann es auch halten, so dass der Dieb leer aus geht. Aber ich bin bedient. Nairobi macht seinem Spitznamen alle Ehre: Nairobbery - die gefährlichste Stadt in Ostafrika!

Wir übernachten eine Nacht im Wildebeest Camp und eine weitere Nacht in der Jungle Junction von Chris Handschuh. Die Jungle Junction ist eine Anlaufstelle der meisten deutschsprachigen Ostafrikareisenden und auch immer gut besucht. Leider hat die Regenzeit die Wiese vor dem Haus in eine Schlammlandschaft verwandelt, so das wir hier nur eine Nacht bleiben. Campen macht in diesem Schlamm nicht wirklich Spaß.

Auch in den nächsten Tagen wird sich bezüglich meiner gestohlenen Sachen leider nichts ergeben. Doch wir haben auch mal Glück. Für 5 Tage dürfen wir in Susis Haus, einer Villa im noblen Stadtteil Karen, wohnen. So was würden wir auch gerne zuhause bewohnen. Jeder hat sein eigenes Zimmer, es gibt ein riesiges Wohnzimmer, einen Pool, eine gigantische und gut ausgestattete Küche und einen weitläufigen Garten mit samt 6 Hunden. Dazu noch eine Hand voll Hausangestellte die sich um das ganze Anwesen Kümmern. So läßt es sich ein paar Tage aushalten und auch mal die Wäschen und das restliche Equipment auf Vordermann bringen.
Gleichzeitig versuche ich nun meine aus Deutschland bestellte neue Felge für das Vorderrad auf zu treiben. Was Deutschland als DHL Paket verläßt, muss nämlich noch lange kein DHL Paket im Ausland sein. Somit verbringe ich schon mal den ersten halben Tag damit, heraus zu finden, wohin in Nairobi denn nun mein Paket geliefert werden könnte. Und, wie eigentlich nicht anders zu erwarten, wird es nicht an die von mir gewünschte Lieferadresse zu gestellt werden, sondern an die Hauptpost. Aber das kann man es noch nicht finden. Ist auch erst 3 Wochen unterwegs. Aber Ostern war ja zwischendurch. Also noch ein bisschen warten.

In der Zwischenzeit Besuchen wir die Geschäftstelle von SolarAid Kenia in Nairobi. Abends in einer Disco treffen wir eine Fernsehmoderatorin von NTV Kenia und Gwyn kann sie von dem Projekt überzeugen. So kommt es das wir weniger Tage später zusammen mit einem Fernsehteam zum Sunny Money Laden, einer Verkaufsstelle für günstige aber gute, von SolarAid gesponserte, Produkte in den Slum Kibera unterwegs sind. Da ich noch mal in der Werkstatt vorbei schauen wollte mache ich mich später alleine auf den Weg dorthin. Und was soll ich sagen. Alleine durch einen Slum zu wandern, nach dem Weg zu Fragen und lecker essen zu kaufen ist nicht wirklich gefährlich. Nur zeitaufwendig, da man alle 10 Meter angesprochen wird. Die meisten begegnem einem freudlich, einige sehr zurückhaltend, aber niemand grob oder unfreundlich. Sicherlich mag es von Vorteil sein hier männlich und bei Tage unterwegs zu sein. Es wird eine Reportage gedreht, die zeigt wie die günstigen SolarAid Produkte die Lebensumstände in den Slums verändern können, da hier normalerweise kein "legaler" Strom verfügbar ist. Der Bericht kann unter folgender Adresse angeschaut werden: http://www.youtube.com/watch?v=J0Y7ORnwnKI&feature=player_embedded

3 Tage später stehe ich dann wieder in der Hauptpost. Man erinnert sich sogar an mich, aber mit meiner Paketnummer könne man nichts anfangen. Und überhaupt sei jetzt erst ein mal Mittagspause. OK! Also 1,5 Stunden warten und Tee trinken. Danach macht sich dann netter weise - und nach einigem betteln - eine Mitarbeiterrin auf den Weg in eine andere Abteilung, wo Sendungen aus dem Ausland ankommen könnten. Und siehe da, auf einmal steht sie mit einem grünen Zettel mit einer ganz neuen Paketnummer vor mir. Mit dieser darf ich mich dann wieder an einem anderen Schalter anstellen. Nach einem weiteren bisschen warten halte ich es dann in den Händen. Mein Paket. Und ich darf es sogar aufmachen. Nein! Ich muss es aufmachen. Alles dem Zollbeamten zeigen. Und dann wieder zukleben und abgeben. Jetzt muss erst ein mal ein anderer Zollbeamter tätig werden und den von mir zu bezahlenden Zoll berechnen, oder besser gesagt schätzen. Für diese Schätzung werden keinerlei Artikellisten zu Hand genommen. Es wird einfach ungefähr 5 Minuten lang auf einem Taschenrechner rumgehackt und die mitgelieferten Rechnungen einfach ignoriert. Die Summe die dann dabei rauskommt, scheint zum großen Teil von der Stimmungslage und dem Sympatiefaktor abzuhängen. Man mag mich wohl, den  für meine neue Felge, die ja nun nicht gerade billig ist, fällt die stattliche Summe von 7,80 Euro Steuern an. Diese muss allerdings direkt in einer Bank beglichen werden. Und die hat natürlich schon zu. Doch ich kann mein Geld hinterlegen, so das es jemand für mich am nächsten Tage einzahlt - das kommt mir doch irgendwie aus Kairo bekannt vor. Und ich erhalte sogar eine Quittung. Juchhu! Nach 3 Wochen Wartezeit halte ich nun endlich mein ersehntes Ersatzteil in den Händen.

Am nächsten Morgen bin ich dementsprechend früh auch schon wieder in der Werkstatt um die neue Felge einspeichen zu lassen. Damit kommt dann endlich auch ein neuer Reifen auf's Vorderrad. Der alte ist mittlerweile nur noch zum gerade aus fahren gut. In eine Kurve einlenken grenzt an Schwerstarbeit! Nach dem Mittagessen kann ich dann mein Motorrad wieder abholen. Auf zu Werkstatt. Endlich fertig!? Denkst du! Die Mechaniker haben doch glatt meinen neuen Reifen in der falschen Laufrichtung aufgezogen. Das Profil von den Heidenaus mag  vielleicht eine andere Laufrichtung vermitteln, aber dafür gibt es auch extra einen Pfeil der die richtige Laufrichtung anzeigt auf dem Reifen. Gesehen haben sie ihn. Sich aber gedacht, das das falsch sein muss! Klar "Germany Engineering"! Danach gibt es dann noch ein paar Aufkleber von Yamaha Nairobi und endlich verlasse ich die Werkstatt mit meinem Motorrad. Und ich habe noch einen Ölfilter erstehen können. Leider keine neue Kette und Kettenräder.

Doch leider offenbart sich schon auf den ersten Kilometern, das da immer noch was nicht stimmt. Zuerst ist die Lenkung super. Doch nach ein paar hundert Metern geradeaus und dann einer ersten Kurve ist die Lenkung sehr schwer gängig. Erst nach einem stärkeren Krafteinsatz lenkt die Maschine ein. Danach geht's dann wieder leicht. Bis mann wieder etwas länger gerade aus gefahren ist. Es scheint, das das Lenkkopflager sich auf diesen Geradeausfahrten setzt und dann erst wieder wachgerüttelt werden will. Das versaut einem jede Kurve!

Also am nächsten Morgen auf zur nächsten Werkstatt. Ian Duncan kenne ich ja schon und nun bekommt er auch mal mein Motorrad zu Gesicht. Zusammen mit einem seiner Mechaniker baue ich dann die beiden Lenkkopflager aus. Das untere ist komplett schwarz. Das obere auch nicht viel besser. Einer seiner Mitarbeiter macht sich dann am nächsten Tag in der Stadt auf die Suche nach neuen Lagern und wird auch fündig. Wir nutzen die Zeit um mal wieder unsere Internetseiten ein bisschen zu pflegen oder mit den Matatus in der Gegend umher zu cruisen. Durch Zufall finden wir ein neu eröffnetes lokales Restaurant, oder besser Garküche. Lecker Essen, super Chai Masala und das zu fairen Preisen. Ganz wie im Umland, nicht die üblichen Nairobipreise.

Für uns heißt es weiter ziehen. Die Besitzerin der Villa kommt nach Hause. Wir sortieren endlich mal wieder alles, ich kann mein Motorrad noch rechtzeitig aus der Werkstatt abholen, die netter Weise direkt um die Ecke ist und dann verlassen wir das Anwesen. Doch noch lange nicht Nairobi. Uns fehlen immer noch ein paar Ersatzteile für den Landcruiser. Wir durchstreifen die Straßen rund im Toyota East Africa als plötzlich Allan vor mit steht. Wollte ich ihn doch diesen Abend anrufen. Er lädt uns direkt ein die seinen Arbeitsplatz zu besichtigen. Allan ist Chefdesigner im einzigen Animation-Studio Ostafrikas und Motorradfan. Aus diesem Studio stammen die seit zu beginn des Jahres in der BBC gezeigten Tinga-Tinga-Cartoons. Sehr süß und sehr erfolgreich. Und es ist Freitagnachmittag. Das heißt in den Studios gibt es eine Preview der neusten Episode bevor sie dann nach London versandt wird. Und Kuchen und Bier! Ich lasse das mit dem Bier aber mal besser, da ich heute noch mit dem Motorrad durch ganz Nairobi muss.

Wir verbringen eine weitere Woche in Nairobi und kommen wieder bei Wildebeest unter. Der Besitzer unterstützt uns dadurch, das wir unser Lager kostenlos aufschlagen können und nur für unser Essen und die Getränke zahlen brauchen. Irgendjemand verrät den Mitarbeitern im Büro das ich ein IT-Profi bin. Und schon gibt es wieder Arbeit. Der Surf PC für die Gäste läuft zwar auf Linux, wurde aber seit 3 Jahren nicht mehr gewartet. Das System ist so veraltet, das man es nicht mehr updaten kann. Also neu installieren. Natürlich wieder eine Linux distribution. Aber das dauert. Den das Betriebssystem muss ja erst ein mal aus dem Internet geladen werden. Insgesamt 3 Tage lang läuft der Installationsprozess. Mehrmals müssen wir neu anfangen, da mal wieder das Internet oder der Strom weg waren. Doch schlussendlich klappt es. Beim bezahlen meiner Rechnung räumt man mir dann einen extra Kredit für meine Arbeit ein. Zum erstaunen der Kassiererin bekomme ich nun Geld! Hatten sie wohl nicht mit der Sparsamkeit eines Overlanders gerechnet.

Da mir ja noch immer ein paar der "Big Five" auf meiner Liste fehlen, hatte ich mich zusammen mit Joella auf meinem Motorrad auf den Weg zu einer Aufzuchtstation für Elefantenwaisen gemacht. Nur 12 Kilometer vom Zentrum Nairobis entfernt findet man direkt einen der wunderbaren Nationalparks dieses Landes. Leider sind die Eintrittsgelder zu diesen Parks so hoch, das sie unsere normalen Buggets sprengen. Doch der Besuch der Station ist erstaunlich günstig und der Erlös kommt direkt der Station zu gute. Und dann stehen wir vor ihnen. Und genau so ist es! Wir stehen wie angewurzelt vor diesen kleinen Riesen. Sie sind wie vom Teufel losgelassen, ist doch gerade Fütterungszeit. Es gibt riesige Babymilchflaschen. Und sie bekommen die selbe Milch wie Menschenbaby. Sie sind mindestens genauso verrückt danach. Direkt nach der Fütterung steht dann spielen und mit den Pflegern kuscheln auf dem Programm. Oder Besucher erschrecken. Dies geht ganz einfach in dem man einfach mal auf die Menschen zu rennt. Erstaunlicher weise scheinen die kleinen Elefanten meine Motorradstiefel zu mögen. Keine Ahnung was sie an ihnen finden, sie werden jedenfalls von oben bis unten abgeschnüffelt. Da stört auch nicht das ja eigentlich noch jemand die Stiefel an hat. So komme ich dann auch noch in den Genuss mal richtig auf Tuchfühlung mit Elefantenbabys zu kommen.

Das ist doch ein gelungener Abschluss für Nairobi!