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Die ersten richtig großen Tiere

Nun bin ich doch schon ein bisschen länger unterwegs. In wenigen Tagen werden es 6 Monate sein. Ich habe viele Menschen gesehen, gigantische und atemberaubende Bauwerke bewundert, unendliche Weiten erfahren, in 30 Metern Wassertiefe im Roten Meer herabgestiegen, zusammen mit 4 der 5 giftigsten Fischsorten dieses Planeten geschwommen, im Schneeregen am Ararat gefroren und bei 49°C in der Nubischen Wüste gezeltet, mit Motorradrockern in Sofia ganz üblen Fusel getrunken, Heuschrecken gegessen und mir 3 mal die Seele aus dem Leib geko***, von Soldaten an der türkisch-irakischen Grenze ein Abendessen geschenkt bekommen und den Dieb unseres Warndreieckes auf ethiopischen Höhenstraßen mit dem Motorrad verfolgt. Doch etwas fehlt mir noch. Lange habe ich auf diesen Augenblick warten müssen. Das erste mal eines der großen afrikanischen Tiere zu sehen.

Wir fahren in den Nechisar National Park und finden einen wunderbaren Lagerplatz in einer Bucht des Lake Choma. Und da ist es, durch welches die meisten Menschen in Afrika getötet werden. Nielpferde! In aller Ruhe dümpeln sie im Wasser. Oft sieht man nur ihre Augen und Ohren aus dem Wasser gucken. Aber wenn sie sich bewegen, sie sich gegenseitig imponieren wollen, können wir ihre riesigen Mauler mit den tötlichen Zähnen sehen. Ihre Körper sehen so fett und träge aus, dennoch bewegen sie sich mit einer ungeahnten Leichtigkeit im Wasser. Stundenlang können wir ihnen zusehen und zuhören. Nur näher heran gehen können wir nicht. Zum einem wissen wir nicht wie sie reagieren würden, und zum anderen liegen am Ufer unzählige Krokodile, auch dies sind die ersten die ich in freier Wildbahn sehe. Damit hat sich dann auch die Frage nach einem abendlichen Bad erübrigt. Wir kochen wieder auf dem offenen Lagerfeuer, Ryan schafft es doch immer wieder mit nur einem Topf wunderbare Mahlzeiten zu zaubern.

Weiter geht es durch den National Park. Wir haben zwar nur für einen Tag den Eintritt bezahlt, aber wir werden den Park auf einer wenig befahrenen Piste Richtung Süden verlassen an der es keinen Checkpoint gibt.
Doch zunächst erwartet uns wiederum eine Premiere. Wir erspähen in der Ferne der Savanne eine kleine Herde von Zebras, oder "Disco Donkeys" wie Ryan sie nennt. Doch leider sind diese sehr scheu und lassen uns nicht an sie heran kommen.
Wir verlassen den Park auf Buschpisten um in einem weiten Bogen Richtung Süd-Westen zur Verbindungsstraße von Aber Minch und Konso zu gelangen. Am südlichsten Punkt dieses Bogens passieren wie ein Dorf und fragen nur zur Sicherheit nach dem Weg. Doch man zeigt uns nicht weiter Richtung Westen, zur Hauptpiste. Man teilt uns mit, das wir von hier aus einer Piste Richtung Süden folgen können. Der Weg sei viel kürzer als der lange Weg über die Hauptpiste 60 Kilometer weiter im Westen. Die Erdpiste befindet sich in keiner unserer gedruckten oder digitalen Karten. Aber warum nicht?! Für den Rest des Tages folgen wir der Erdpiste. Wir begegnen nur einmal einem anderen Fahrzeug. Es geht die ganze Zeit rauf und runter. Am Abend, es ist schon dunkel, finden dann doch mal einen waagerechten Platz auf dem wir campen können. Wir parken quasi auf der Piste.
Nach dem Frühstück mache ich mich zu Fuß auf den Weg. Die Jungs werden in ca. einer Stunde aufbrechen und mich am Wegesrand auflesen. Es wird für mich ein ganz besonderes Erlebnis. Einen einfach daher wandernden Weißen hat man hier noch nicht gesehen. Und dann auch noch ohne jegliche Ausrüstung oder Gepäck. Immer wieder werde ich gefragt, wo ich hingehe. Ich antworte immer das ich auf dem Weg nach Konso bin. Man ist sehr erstaunt, da der Fußweg bis dort hin den ganzen Tag dauern wird. Doch viel erstaunlicher für mich ist, das niemand bettelt. Da ich keinerlei Wertsachen bei mir habe, werde ich erst gar nicht angebettelt. Im Gegenteil, man lädt mich sogar auf ein lokales Bier ein. Aber da es gerade mal 10 Uhr morgens ist, lehne ich dankend ab. Man lacht und versteht meinen Einwand. Eine Gruppe von Frauen die Wasser holen waren, begleitet mich auf meinem Weg für einige hundert Meter. Da ich keine Last zu trage habe, bin ich etwas schneller als sie unterwegs. Immer wieder höre ich sie hinter mir heran rennen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Sie tragen ihre paar englischen Wörter zusammen um mit mir zu kommunizieren. Wir lachen viel, da  keiner so wirklich versteht, was der andere sagt.

Der weitere Tag führt uns durch grüne Täler über Konso immer weiter Richtung Westen . Am Wegesrand tauchen immer wieder Einheimische in ihrer traditionellen Stammeskleidung auf. Unser Ziel ist Jinka, doch dies ist für diesen Tag zu weit. Wir erspähen am Wegesrand eine Schild das auf einen neuen "Campingplatz" hinweißt. Hier, irgendwo im nirgendwo!? Nach einigen hundert Metern wird der Weg immer schmaler, zu schmal für den Landcruiser. Ryan und ich laufen ihn ein paar Meter entlang und treffen einen Einheimischen. Dieser versteht wo wir hin wollen und öffnet ein Metalltor am Wegesrand, welches eigentlich mehr auf ein Feld als auf einen Weg führt. Von hier aus geht es über immer steiler werdenden Kehren einen Berghang hinauf. Der Weg ist nicht viel mehr als ein Trampelpfad. Schließlich gelangen wir zu zwei Hütten und einem großem Felsen mit samt Strohdach. Herrliche aussicht! 3 Männer begrüßen uns, sind aber etwas erstaunt wo wir herkommen. Es stellt sich heraus, das dies mal eine Ecologe werden soll und das in den nächsten Tagen dann mal ein befahrbarer Weg geschaffen werden soll. Dennoch dürfen wir hier unser Lager aufschlagen. Nachts fängt es dann so heftig an zu regnen, das die Dachzelte sich in Tropfsteinhöhlen verwandeln. Kurzer Hand flüchte ich mit meinem Schlafsack auf den Felsen, wo auch schon 2 der Einheimischen liegen. Erfreulicher weise passe ich von meiner Körperform und Größe genau in einer der Mulden des Steins. Trocken und gemütlich Schlafe ich durch bis zum späten Morgen.

Jinka ist das Tor zum Omovalley. Jener Teil Äthiopiens in welchen man die weltbekannten Frauen mit Tontellern in Lippen und Ohren finden kann. Doch am Himmel ziehen sich Wolken zusammen. Außerdem darf man den Naturpark nur mit Guide und Soldat besuchen und jedes Foto will bezahlt werden. In Aussicht des schlechten Wetters verbringen wir nur einen Tag in Jinka, Ryan schläft die ganze Zeit, oder wenn er mal wach ist rennt er zur Toilette, und beschließen uns dann wieder auf den Weg Richtung Addis zu machen. Leider hat sich bis dato noch immer nichts neues bezüglich meiner mir DHL versandten Reifen ergeben. Mehrmals habe ich telefonisch versucht neue Informationen zu bekommen. Leider vergeblich. Wieder durchfahren wir traumhafte Landschaften und stoppen in Koko. Hier ist gerade Markt. Viele der Hammer aus den umliegenden Dörfern sind hier her gekommen. Wir machen uns schon sorgen das fotografieren hier ein teuer Spaß werden könnte als ein "Halbwüchsiger" auf uns zu gerannt kommt und sich gar nicht mehr einkriegt vor Freude. Zum Glück kann Nigisti ihn verstehen und seine Brüder tauchen dann auch auf. Der arme Junge hat eine geistige Beeinträchtigung, was ihn aber nicht unsympathisch macht. Hoch erfreut und stolz führt er uns herum und zeigt uns schließlich auch das Grundstück seiner Familie. Seine Eltern verkaufen selbst gebrautes Bier, welches wir natürlich auch probieren müssen. Schmeckt sonderbar und ich habe noch den ganzen Tag etwas davon ;-) Mit besonders großer Begeisterung hat er unsere Kameras entdeckt. Immer wieder müssen wir Fotos schießen und sie ihm zeigen. Oder er macht unter meiner Anleitung sogar selber Fotos. Er muss natürlich nicht für die Fotos von den Hammer bezahlen, und somit kommen wir dann doch noch zu dem ein oder anderen Bild.
Am Abend machen wir halt in der Strawberry Field Eco Loge (http://www.permalodge.org/) in Konso. Der Betreiber und Inhaber aus Tanzania versucht so weit es möglich ist natürliche Materialien zu verwenden. Die Hütten sind aus Lehm und Stroh, der Strom wird per Solarpanele oder Windgenerator erzeugt, das Gemüse wird selbst angebaut, das Wasser kommt aus einem Brunnen und das stille Örtchen ist eine Komposttoilette. Zufrieden schlafen wir unter unseren Moskiotonetzen ein.

Der Weg zurück nach Addis führt uns nach Yabello, dem letzten größeren Ort vor Moyale an der Grenze zu Kenia. Viele Reisende machen hier noch mal kurz halt um Sprit aufzutanken oder zu Übernachten. Wir treffen ein paar Reisende aus der BRD und der Schweiz. Sie berichten uns das die Piste von Moyale miserabel und im Moment sehr matschig sei. Sie haben in einem Dorf einen Motorradfahrer zurückgelassen, und er will nun versuchen sein Bike per LKW nach Moyale zu bekommen. Allerdings habe er wohl seit Kapstadt ausschließlich Asphalt unter die Räder bekommen und keine OFF-Road-Erfahrungen. Für uns ist schon lange klar, das wir nicht diese Route befahren werden. Uns zieht es tiefer ins Omo-Valley und zum Turkana See. Doch erst mal eben 500 Kilometer zurück nach Addis um nach Miss Mary - meinem Motorrad - zu sehen.

Wir werden wieder 3 Nächte in Addis verbringen. Auch mein Paket mit den neuen Reifen scheint eingetroffen zu sein. Es dauert lediglich einen halben Tag den Standort des Paketes in Addis ausfindig zu machen. Im Postoffice muss das Paket dann erst einmal von den Angestellten geöffnet werden, um zu überprüfen das da auch nichts verbotenes drin ist. Juchu, alles da was ich brache. Die neuen Reifen und die Heavy-Duty Schläuche, noch ein paar KLeinteile und zu meiner großen Überraschung ein neues Maskotchen. Von nun an wird uns das Firmenmaskotchen von Klaus, das Schmusebrötchen, begleiten. Doch erst mal braucht es einen Namen. Schnell wird es auf den Namen Mr. Bready getauft. Und es stellt sich heraus, das er ein echter Womanizer ist. Wird doch glatt von jedem Mädel sofort in den Arm genommen. Die Zöllner müssen auch schmunzeln. Doch dann geht es ans eingemachte. Natürlich ist Zoll für mein Paket fällig. Die Zöllner machen sich daran, meine Reifen in ihren Zolllisten zu finden. Oh Wunder, sie können Reifen dieser Art nicht in ihren Listen finden. Dem entsprechende gehen sie dann zu einer Befragung über. Ergebnis dieser Befragung ist dann die Summe des zu zahlenden Zolls. Ich sehe schon eine extreme Belastungen meiner Kreditkarte auf mich zu kommen. Zahlen muss ich dann 5 Birr. Das sind ca 0,27 Euro, was ungefähr 0,1% des Warenwerte entspricht.

Mein Motorrad ist auch ein bisschen repariert. Ist zwar noch nicht wirklich repariert, sollte aber bis Nairobi halten.

Also, weiter geht's.