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Addis Ababa und die neue, alte Heimat der Rastafaris

Die Ankunft in Addis Ababa, der Hauptstadt Äthiopiens ist, wie nicht anders zu erwarten erst ein mal geprägt von Verkehrschaos und Stau. Zum Glück habe ich den Stadtplan von Addis in meinem GPS, und übernehme damit die Führung. Normalerweise fahre ich in Städten hinter den Jungs, da es mir auf dem Motorrad wesentlich leichter fällt ihrem Fahrzeug zu folgen als umgekehrt. Ryan hat wieder über die Internetplattform www.couchsurfing.com ein Nachtlager für die nächsten Nächte ausfindig gemacht. Korina aus Belgien - sie arbeitet an einer Schule als Englischlehrerin - und ihr Freund Mika welcher als selbstständiger Suchmaschinenoptimierer arbeitet nehmen uns herzlich in ihrer Wohnung auf und werden in den nächsten Tagen unsere Guides sein.

Wir haben einiges zu erledigen in Addis. Für mich gilt es Flavio von www.africaridinngadventures.com ausfindig zu machen, an der Website zu arbeiten und den DHL-Shop, zu welchem Klaus meine neuen Reifen versendet hat, zu finden. Flavio ist schnell gefunden, und er wird sich meines Vorderrades in den nächsten Tagen annehmen. Es gibt zwar keine Ersatzteile aber es wird versuchen die Felge etwas zu richten. Auch einen DHL-Shop habe ich schnell aufgetrieben, aber es ist Samstag und er ist schon geschlossen. Ich treffe noch Retta, welcher hier arbeitet. Er gibt mir seine Visitenkarte und lädt mich für Montag Morgen auf einen Kaffee in sein Büro ein. Als echtes Problem erweißt sich dann das pflegen unserer Webseiten. Wir machen uns auf den Weg nach Bole, einem Stadtteil in dem die besten Internetverbindungen zu finden sein sollen. Wir finden Internetcafes mit vielversprechender Werbung wie "3MBit Fastline". Doch leider fühlt es sich beim surfen an, als ob die ganze Metropole auf dieser 3Mbit-Leitung unterwegs ist. Wir verbringen 4 Stunden in dem Lokal, weigern uns aber hinterher die gesamte Summe zu bezahlen, da wir eigentlich die meiste Zeit offline waren. Nach zähen Verhandlungen zahlen wir dann jeder ungefähr 30% des geforderten Preises. Damit ist das Thema Internet in Äthiopien dann auch erst ein mal abgehandelt.

Am Montag Morgen stehe ich dann auch pünktlich um 8:30 vor dem DHL-Shop. Und er ist sogar offen ;-) Doch leider können die jungen Damen im Shop mit meiner Trackingnummer nichts anfangen. Mehrmals versuchen sie telefonisch im DHL-Headquarter mein Paket ausfindig zu machen. Ohne Erfolg. Gegen 9:30 trifft dann auch Retta ein, und es stellt sich heraus, das er hier nicht nur Arbeitet. Er leitet diesen DHL-Shop, sowie eine Reisebüro und eine Europcar Niederlassung. Er weiß aber bezüglich meines Paketes auch nicht weiter. Ich komme dann auf die Idee, doch mal auf der Deutschen DHL-Webseite - welche aus dem Ausland dann übrigens in englisch dargestellt wird - nach zu schauen. Und, siehe da, mein Paket ist auf dem Weg. Keine Ahnung wann es ankommt, aber mit dem heutigen Datum des 22.2. ist es auf dem Weg. Ich liefere dann noch mein Motorrad bei Flavio ab, bevor wir Addis für die nächsten Tage verlassen.

Zusammen mit der Äthiopiärin Nigisti machen wir uns alle zusammen im Landcruiser auf den Weg Richtung Süden. Wir haben Nigisti in Gondar kennen gelernt. Sie leitet dort ein Weisen- und Straßenkinderheim, welches sie im Jahre 2001 im Alter von 20 Jahren gegründet hat. Ein Großteil der erforderlichen Gelder kommt als Spenden aus Belgien, aber auch die lokale Community unterstütz sie eifrig.

Unser erstes Ziel ist die Stadt Shashemene, welche als Heimatstadt der Rastafaris in Afrika gilt. Die Strecke ist allerdings zu lang für einen Tag, so das wir am Lake Langano übernachten. Der Landcruiser steht keine 10 Meter vom Wasser entfernt und wir können einen wunderschönen Sonnenuntergang genießen. Wie Jungs nun mal so sind, fangen wir an Steine ins Wasser zu werfen. Doch die Steine gehen nicht unter. Es ist Lavagestein, in welches so viel Luft eingeschlossen ist, das die Steine an der Oberfläche treiben. Sieht irgendwie komisch auf, wenn auf einmal überall Steine im See treiben. Natürlich haben wir wieder viele Zuschauer beim Aufstehen. Wirklich jede einzelne Bewegung wird von den Einheimischen mit großem Interesse verfolgt. Haben die noch nie jemanden sich die Haare im See waschen gesehen. Da wir nichts über die Wasserqualität wissen, gehen wir nicht schwimmen. Was mich aber nicht davon abhält im Wasser kniend mir die Haare zu waschen. Längere Haare wollen schließlich auch mehr gepflegt werden. OK, ich gebe zu, das das bestimmt ganz komisch ausgesehen haben mag.

In Shashemene werden wir herzlich von Mauris empfangen. Seine Eltern sind vor über 30 Jahren von Jamaica übergesiedelt. Sie leben in einer großen Community und pflegen ihren Glauben. Sie betreiben eigene Schulen und ein religiöses Zentrum und geben auch anderen neu eingetroffenen Jamaicanern eine Heimat. Man läßt uns keine andere Chance als in ihrem Weingarten ein Mittagessen zu uns zu nehmen. Maurices Mum bereitet frischen Fisch zusammen mit würzigem Reis zu. Er schmeckt wunderbar. Im Anschluss besichtigen wir die Schule der Community. Innerhalb einer Minute sind wir von Kindern umringt. An jedem meiner Arme hängen 5 Kinder. Aber keins bettelt. Der Direktor führt uns herum. Die Besichtigung der Klassenräume im ersten Stock erweist sich als etwas schwierig, die Kinder hängen immer noch an meinen Armen.

Wir verlassen Maurice und seine Familie und machen uns weiter auf den Weg über Sodo zum Lake Abaya. Wieder finden wir einen schönen Schlafplatz direkt am See. Und natürlich Einheimische beobachter. Wir entzünden ein kleine Lagerfeuer und plötzlich ist das Feuer viel interessanter als wir. Alle Einheimischen sitzen am Feuer und staren, wie auch wir, ins Feuer und genießen die über den See hereinbrechende Nacht. Erst spät klettern wir in die Dachzelte des Landcruisers und schlafen beim beruhigenden Klang der Wellen ein.