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Hochsaison in Kairo

Die Christmette in der Kapelle der deutschen Schule in Kairo bescherte mir ein Stück Heimat und eine Packung deutscher Weihnachtsplätzchen von den Schwestern.

Schwerpunkt für die nächsten Tage sollte die Wartung meiner Maschine sein. Im Internet hatte ich zuvor schon den GPS-Punkt einer Werkstatt in Kairo erhalten. Da die Gassen hier aber so klein und verwinkelt sind, braucht man zum auffinden eben dieser dann doch die Hilfe der Einheimischen. Diesen war aber auch sofort klar wo ich hinwollte, so große Motorräder haben in dieser Gegend immer das selbe Ziel: Den Motorcycle Workshop von Anwar!

Dieser stellte sich dann auch wirklich als absoluter Glücksgriff heraus. Schon am nächsten Tag - dem 2. Weihnachtsfeiertag - ging es um Punkt 13:00 Uhr los. Alles was ich mir auf mein Pflichtenheft geschrieben hatte wurde von den Jungs in einwandfreier Arbeitsweise umgesetzt. Und dabei sehr zügig. Als ich um 20:00, noch nach dem ein oder anderen Tee und Fach gesimpelt, die Werkstatt verlassen hatte, hatten alle folgenden Punkte auf meiner Checkliste abgehackt:

  • Bremsen prüfen (vorne/hinten)
  • Reifen wechseln (vorne/hinten)
  • Kette und Ritzel wechseln
  • Öl- und Ölfilter wechseln
  • Kühlflüssigkeit überprüfen
  • Ventilspiel überprüfen
  • Aufnahme der hinteren Federung überprüfen
  • Luftfilter reinigen und neu einölen
  • Zündkerze überprüfen
  • sowie sonstige Sichtprüfungen.

Zudem hatten die Jungs von Anwar noch mein Motorrad richtig gewienert. 1,5 Stunden sind 2 von den Jungs mit der Reinigung beschäftigt gewesen. So etwas habe ich noch nicht gesehen. Wie neu!
Das das ganze dann zu einem Spottpreis von 62,50 Euro inkl. einem safftigen Trinkgeld erledigt wurde, setzte dem ganzen die Krone auf!

In der Werkstatt von Anwar lernte ich Achmed mit seiner Fireblade kennen, der sich freute mal wieder sein Deutsch aufpolieren zu können, da er als Kind die deutsche Schule besucht hatte. Er lud uns ein, Abends doch mit ihm und seinen Freunden auszugehen, sie hätten einen Geburtstag zu feiern. Er gab mir eine Adresse wo wir uns dann um 21:30 treffen würden. So trafen Wassie und ich dann mit meinem Motorrad zur Verabredeten Zeit am Ort ein. Die Jungs und Mädels parkten ihre Autos draussen. Ich als Motorrad fahrender Tourist dachte mir aber: "Hey, die haben doch auch einen Parkplatz. Also rein!"

Mein Motorrad stand dann zwischen BMW X5, Audi Q7 und jeder Menge anderer teuerer Autos. Hätte ich mir auch denken können. Wer in Kairo ein richtiges Motorrad fährt, kann nicht ganz arm sein. Das merkten wir dann auch beim verlassen an den 100 Pfund Mindestverzehr, die wir beide nicht annähernd erreicht hatten. Die Jungs auf dem Parkplatz wollten dann auch noch mal 20 für das Einparken haben. Bin aber selber reingefahren. Also Gas gegeben und davon gebraust. Aber war ein toller Abend.

Nächste Aufgabe:
Die Erweiterung meines Visas zum längeren Aufenthalt in Ägypten. Gut ausgerüstet mit Fotokopien und Passbildern sowie 11,5 ägyptischen Pfund (1,5 Euro) ließ sich das Thema mal eben vor dem Besuch des Ägyptischen Museums abhandeln. Das Museum war dann auch wieder unvorstellbar. Die Nummer mit dem "Lehrerausweiss" hat wie immer funktioniert. Drinnen erwartet dann den Besucher ein der Maßen mit Artefakten überladenes Museum, das es mir sehr schwer fällt meine Eindrücke zu schildern. Am besten stellt man sich ein altes, zum Lagerhaus umfunktioniertes französisches Herrenhaus vor, welches bis zum Rand vollgestopft ist. Der Reiseführer sagt: Möchte man jeden Gegenstand 1 Minute angucken, braucht man 9 Monate für das gesamte Museum. Wir waren 4 Stunden im Museum. Damit sicherlich schon länger als die meisten Besucher, aber damit ist man eigentlich nur einmal durch alle Gänge geschlichen.

In den folgenden Tagen machten wir uns immer wieder auf Streifzüge durch "Islamic Cairo" oder "Old Cairo". Jedes mal tauchten wir in eine faszinierende fremde Welt dieser Stadtviertel und ihrer Bewohner ein. Handwerker gehen ihrer Tätigkeit noch in alter Tradition auf den Strassen nach. Auf den Märkten werden allerlei orientalische Dinge, oder auch nur das neueste Kinderspielzeug angeboten. Je weiter man läuft, um so unübersichtlicher wird das Labyrinth aus Gassen, die Menschen natürlicher, die Gerüche fremder. Erst zum Einbruch der Dunkelheit machten wir uns auf den Rückweg. Mittlerweile scheinen wir uns so selbstverständlich in Kairo zu bewegen, das wir öfter schon mal von Touristen um Rat gebeten wurden, wo man zum Beispiel was gutes zu Essen bekommen könnte. Eigentlich nichts einfacheres als das. Überall wird Essen angeboten. Man muss sich nur an den für uns Europäer anderes artigen Anblick gewöhnen. Jeden Falls konnten wir ihnen immer helfen. Manche habe wir auch wieder getroffen und uns dann von ihren Erfahrungen berichten lassen.

Am 28. habe ich, leider doch alleine - es war zu kompliziert für Erik ein Motorrad mit den entsprechenden Unterlagen zu besorgen -  Kairo mit dem Ziel Port Said verlassen. So der Plan. Auf halber Strecke dann eine Polizeikontrolle. Ich musste warten. Nach 1,5 Stunden - Hatte mittlerweile was gegessen und ein Nickerchen gemacht - dann die Aussage, das ich nicht weiterfahren können. Mubarak sei in Port Said. Keine Ausländer dürfen heute nach Port Said oder Sinai reisen. Mittlerweile kamen auch viele Minibusse aus der Richtung Port Said mit Touristen zurück. Sie waren schon früher als ich abgereist und an der Stadtgrenze erst zurückgeschickt worden. Da Kairo im Moment sowie so Hauptsaison hat, habe ich gar nicht erst versucht ein Hotel zu finden. Ein paar Tage zuvor hatte ich mir nur so zur Sicherheit die GPS-Koordinaten vom Campingplatz Selma notiert. Dort war dann auch genügen Platz für mich. Ich war der einzige Besucher. Auf der Suche nach etwas einem Minimarkt und einem Bäcker bin ich dann noch Abends durch die "Slums" in der Nähe des Campingplatzes gewandert. Sehr nette und hilfsbereite Menschen. Nur die Kamera hatte ich vorsichtshalber nicht mitgenommen.

Im Moment hänge ich mit dem schreiben etwas hinterher. Ich werde aber versuchen das in den nächsten Tagen aufzuarbeiten! Ehrenwort!

Wie immer natürlich auch neue Bilder.