Es sei vorab gleich gesagt: wer kein Interesse an den Gedanken vor oder zu einer Reise hat weil er diese öffentlich geäußert für ein unnötiges Maß an Selbstdarstellung hält mag sich direkt auf die eher informellen Seiten durchklicken. Wer sich aber vielleicht selber mit Ideen und Fragen trägt die sich nicht direkt um technische oder organisatorische Aspekte drehen der mag hier ein paar Anregungen oder ein wenig Diskussionsstoff finden.
Es gibt viele Gründe um eine Reise zu machen und es gibt auch mindestens genauso viele Gründe sie nicht zu tun. Und auch scheint zu stimmen, dass die Gedanken die man vor einer Reise hat, ganz andere sind als die die durch die Reise geprägt bei der Rückkehr den Kopf erfüllen. Und doch sind die Gedanken vor einer einjährigen Reise durch einen weitgehend unbekannten Kontinent, mit sehr unwagen Kenntnissen und Erwartungen doch sicherlich andere als vor dem nächsten Wochenendausflug in mehr oder minder bekannte Gegenden. Das soll letzteren überhaupt nicht abwerten, denn jede noch so kleine Reise kann immer aufs Neue Unvorhergesehenes bringen und die persönlichen Horizonte und Erlebnisse ein klein wenig erweitern. So viele erfahrenswerte Abenteuer liegen direkt vor der Haustüre und es bedarf gar keiner kräftezehrenden Anreisen oder Pisten. Und doch wird sich vor einer solchen Ausfahrt sicherlich nicht die Frage nach dem wahren, tiefer liegenden Sinn ergeben.
Wie wird man kommunizieren wenn die vor Ort gesprochenen Sprachen auch nicht den Hauch von Anklängen der gewohnten Sprachkultur teilen? Wie begrüßt man sich? Werden wir uns gänzlich fremdartigen Kulturen öffnen können? Wollen wir das überhaupt? Letzteres ist sicherlich eine Frage die man vor der Abfahrt klären sollte.
Welches werden die wirklichen Probleme sein? Technische oder menschliche? Wie wird der Körper auf die Strapazen reagieren? Was werden wir essen? Was passiert wenn einer von uns krank wird?
Sollte man gleich daheim bleiben wenn man sich so viele Fragen stellt? Ich denke nein, man sollte bewusst reisen und ohne Angst aber im Wissen um die Möglichkeiten. Es ist sowieso eine Illusion zu glauben dass man sich auf die meisten Eventualitäten vorbereiten könnte. Es wird genau der Umstand eintreten auf den man nicht gefasst ist und eigentlich ist doch auch genau das der Sinn einer solchen Reise. Man will neue Dinge sehen und erfahren. Neue Ort sehen, Bauwerke, Naturschönheiten. Menschen und Kulturen kennenlernen, andere Bilder sehen, neue Gerüche riechen.
Und Ja, das alles haben schon viele andere erlebt und auch niedergeschrieben. Manche sogar wunderbar umfassend, detailliert und lehrreich. Und trotzdem bleibt zwischen den geschriebenen oder berichteten Worten und der eigenen Empfindung immer eine natürliche Distanz. Was sich in einem Kopf abspielt der auf seinem Rumpf im Warmen behaglichen Wohnzimmer oder Vortragsraum sitzt ist doch trügerischer als das was man empfindet wenn man im nassen, kalten Schnee sein Zelt mit nahezu tauben und erfrorenen Fingern aufbaut. Und wie sehr einen die wundervolle Romantik trotzdem beeinflusst merkt man spätestens dann wenn man nach der Rückkehr dem Freundeskreis von der tollen Schneeerfahrung erzählt, die zwar hart aber nichtsdestotrotz toll war.
Die vorliegenden Zeilen sollen einladen an einer Reise teilzuhaben die nicht nur auf der Landkarte und an geographischen Punkten passiert sondern auch im Kopf vor, während und nach der Tour. Ich habe immer sehr viel Spaß daran gehabt im Internet herumzustöbern und mich von den Gedanken und Erfahrungen anderer inspirieren zu lassen. Vielleicht geht es dem einen oder andern bei diesen Zeilen ähnlich.
Erst wenn eine Reise eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt und man seine gewohnte Welt wirklich verlässt, kann aus einem urlaubsähnlichen Erlebnis eine ganz neue Erfahrung werden. Erst wenn man die Fesseln des Alltages wirklich abgeschüttelt hat, wird sich Zeit finden sich auf sich selbst zu besinnen, Werte zu hinterfragen, zu bestätigen oder neu zu definieren.
Diese Frage ist schon schwerer zu beantworten. Für mich war Afrika schon immer ein Traum. Aber abgesehen von einer Reise nach Tunesien und einer Teilnahme an einer Charty-Rallye nach Gambia kenne ich den Kontinent nur aus Büchern und Filmen. Für mich verbindet Afrika ein Maß an Ursprünglichkeit mit einer für uns so sehr anderen Kultur und Mentalität.
Mir ist klar das unsere Sicht auf diesen Kontinent so viel romantischer ist als die Realität, aber trotzdem wurde in mir bis heute ein gewisses Bild von Afrika auch nicht durch den Genozid in Ruanda oder die schrecklichen politischen Geschehen in zahlreichen anderen afrikanischen Staaten zerstört. Allein die schiere Größe des Kontinentes lässt neben den zentralen Krisenherden so viel Raum dass ch hoffe von den meist minderheitspolitischen Problemen nicht zuviel mitzubekommen.
Und trotzdem könnte es auch Südamerika oder Asien sein, denn die Erfahrung sich selber besser kennen zu lernen ist sicherlich nicht an einen Kontinent gebunden.
Das Erlebnis mit einem Motorrad zu fahren ist so viel direkter als mit einem Auto. Man riecht, hört und empfindet die Umwelt viel intensiver da man ihr ja auch viel direkter ausgesetzt ist. Jeder der selber Motorrad fährt weiß dieses und wer es nicht tut wird es nur unmittelbar und meistens nicht wirklich verstehen. Sicherlich lassen sich mit dem Auto auch die meisten Ziele erreichen, manchmal sogar leichter und bestimmt sicherer, aber neben dem Fahrspaß, öffnet das Motorrad einen anderen Zugang zu Menschen. Auf Motorradfahrer geht man offener zu, egal ob aus Mitleid oder einfach nur offenem Interesse.
Ich finde hier folgendes Zitat sehr schön:
„Auch dies, damit wir Menschen begegnen, die nicht meinen, dass sie uns kennen ein für allemal; damit wir noch einmal erfahren, was uns in diesem Leben möglich sei - Es ist ohnehin schon wenig genug.“ (Max Frisch)