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Langsamer Weg Richtung Süden

Raus aus Khartoum. Da war ich wohl ein bisschen zu zügig. Habe mir wohl beim vorbeifahren an einem Auto im Großstadtdschungel von Khartoum einen meiner Wanderschuhe, welche seit mehr als 1500 Kilometern an den Koffern mit Karabinern aufgehängt waren, abgerissen. Naja, auch ein Weg Gewicht einzusparen!

Unsere Michelin-Karte von Nord-Ost-Afrika zeigt für den Weg von Khartoum entlang des White Nile eine Art "Highway" an der Eastbank und "normale" Strassen an der Westbank. Dies sollte dann nun unsere erste Lektion über Straßen in Afrika werden. Auf den ersten 50 Kilometern erwartet uns eine gut geteerte Straße. Diese ging dann über in eine Schotterpiste, welche sich dann als im Bau befindliche Straße herrausstellt. Diese wurde dann zu einer planierten Sandpiste und endet schließlich in einem "Kameltrack". Ein paar Einheimische zeigen uns einen Track dem wir Richtung Westen folgen sollen bis wir dann wieder auf den Weg von Norden nach Süden treffen würden. Nach ca. 8 Kilometern trafen wird dann auf eine Art-Buschmotel, wo wir erst einmal Mittag machten. Für uns war keine Straße erkennbar. Während wir dann da so saßen und unser Foul genossen haben, flogen der ein oder andere Truck/Pickup in einem atemberaubenden Tempo in Nord-Süd Richtung an dem Motel über die Sandpiste vorbei. Dies war also der Weg. Wege bedeuten hier nicht viel. Man sucht sich eine Richtung aus und folgt einfach den Spuren anderer. Wir müssen uns einfach nur grob am Nile orientieren.

Manche Spuren sind glatt wie eine Autobahn, andere sind Wellblechpisten und wieder andere führen in Tiefsand oder direkt in die Mitte eines Dorfes. Man muss halt nur die Richtige Spur erwischen. Nur das Tempo sinkt auf diesen Pisten ganz erheblich. Nach einem ganzen Fahrtag standen dann am Abend lediglich 170 km auf dem Tacho und ich war total fertig. Irgendwann habe ich dann auch aufgehört zu zählen wie oft ich die Maschine aufgehoben habe. Wohl mehr als 10 mal. Auf den letzten Kilometern durfte ich dann auch, zum Glück bisher nicht wieder, die Bekanntschaft mit Fesch-Fesch - einem extrem feinen, staubartigem Sand - machen.

Entschädigt für die Strapazen wurden wir dann durch einen herrlichen Platz für unser Nachtlager direkt am Nile. Abends starken die Fischer in diesen Gebieten mit ihren flachen Booten in die Feuchtgebiet im mit Metalltrommeln die Fische in ihre Netze zu treiben. Dazu gibt eine eine unheimlich reiche Vogelwelt. Ich schlafe unter meinem Moskitonetz unter freiem Himmel und genieße eine sternenklare Nacht und sehe mehrere Sternschnuppen.

Auch am nächsten Morgen werden die Wege nicht einfacher, ich bekomme lediglich etwas mehr Übung. Nach weiteren 60 Kilometern auf den Pisten gelangen wir in einen Ort, in dessem Müllgürtel Hugo und Isabella sich mit ihrem Landcruiser ganz übel festfahren. Nur mit der Hilfe von vielen tatkräftigen Einheimischen gelingt es uns, das Vehikel aus dem Schlamassel zu befreien. Im allgemeinen freudigen Troubel nach dem Bergen des Fahrzeuges nutzen leider ein paar Langfinger ihre Chance. Hugos Abdeckplane ist auf einmal verschwunden, und die Deckeltasche meines Rucksackes ist offen und es fehlt meine Stirnlampe. Eigentlich wollten wir gerade ein paar Souvenirs und Süßigkeiten verteilen. Dies wird aber sofort eingestellt, was natürlich zu Empörung bei den anderen Anwesenden führt - hat man doch schließlich schon all die tollen Sachen gesehen. Demnach macht sich dann auch ein Großteil der Menschenmenge auf die Suche nach den Sachen. Und siehe da, die Plane liegt in einem Innenhof und meine Lampe wird auf einem Müllhaufen wiedergefunden. Na wer das wohl war. Die Erwachsenen waren dann auch unserer Meinung, das man trotzdem keine Belohnung verdient habe, da ja schließlich erst einmal was gestohlen wurde.

Wir fahren auf einer geteerten Straße bis nach Kosti, wo wir den Nile vorerst verlassen. Einige Kilometer westlich von Kosti schlagen wir unser Nachtlager auf der Kuppe eines Hügels auf, um möglichst jeden Windhauch zur Kühlung zu erhaschen. Das Thermometer ist auf bis zu 47°C im Schatten gestiegen. Und Schatten hat man auf einem Motorrad ehr selten und selbst bei einem Auto wird es auf einer Fahrt Richtung Süden ganz nett warm hinter der Frontscheibe. Wir bekommen noch kurz Besuch von der Dorfjugend welche uns mit ihrem Handy stolz die neuste Musik präsentiert. Leider geht hierbei Lautstärke über Tonqualität. In den letzten Sonnenstrahlen sehen wir in der Ferne auf der Hauptstraße eine Kolonne von Militär-LKWs Richtung Westen ziehen. 2 lange Fahrtage mit gerade einmal 300 zurückgelegten Kilometern gehen zu Ende.